Samstag, 20. Dezember 2025 GastroNews – Magazin für Profis
Management & Recht

Karriere-Booster nach der Lehre: Die lohnendsten Weiterbildungen für Gastro-Profis

Ausgelernt – und dann? In kaum einer Branche lohnt sich Weiterbildung so sehr wie in Gastronomie und Hotellerie. Wer heute Führungsverantwortung übernehmen oder sich spezialisieren möchte, findet eine Fülle von Aufstiegsfortbildungen – und dank Förderprogrammen müssen diese nicht einmal das Budget sprengen. Dieser Artikel zeigt, welche Wege sich wirklich auszahlen.

1. Ausgelernt – und dann?

Stellen Sie sich vor, eine junge Fachkraft hat gerade ihre Abschlussprüfung bestanden. Der Gesellenbrief steckt noch frisch im Umschlag, der erste feste Arbeitsplatz ist sicher – und doch stellt sich schnell die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Die „neuen sieben“ Ausbildungsberufe der Branche (Neuordnung seit 2022, siehe BIBB) legen zwar eine solide Basis, aber sie sind längst nicht mehr das Ziel, sondern oft nur der Startpunkt.

Der Fachkräftemangel sorgt dafür, dass motivierte Talente ihre Karriere aktiv gestalten können. Gleichzeitig gilt in der Branche seit Jahren ein ungeschriebenes Gesetz: Stillstand ist Rückschritt. Wer sich Richtung Abteilungsleitung, F&B Management oder Direktion entwickeln möchte, braucht zusätzliche Qualifikationen. Hier ist es wichtig zu unterscheiden:

Der Unterschied kann über mehrere Gehaltsstufen entscheiden – und über Ihre Chance, Führungskräfte im eigenen Betrieb aufzubauen.

2. Die Klassiker: Meister & Fachwirt

In kaum einem Bereich ist die IHK so präsent wie bei den Aufstiegsfortbildungen – und drei Titel stechen besonders heraus. Sie sind national anerkannt, praxisnah und in der Branche hoch angesehen.

Geprüfter Küchenmeister (IHK)

Der Küchenmeister gilt als „Königsweg“ für Köchinnen und Köche. Er ist weit mehr als ein fachlicher Feinschliff. Die Lehrgänge – Vollzeit meist 3 bis 5 Monate, berufsbegleitend 18 bis 24 Monate – vermitteln:

Wer große Küchen leiten will, kommt an diesem Abschluss kaum vorbei. Oder wie Küchenmeister und Betriebswirt Dennis Gasper es formuliert: „Kochen ist Kunst und Handwerk zugleich. Ein Koch weiß aber nicht automatisch, wie ein Restaurant wirtschaftlich und professionell geführt wird.“

Restaurantmeister (IHK)

Der Restaurantmeister ist das Pendant im Servicebereich. Hier geht es um Gastgeberkompetenz, Personalführung und ein tiefes Verständnis für Abläufe im Front-of-House. Die Ausbildung qualifiziert für verantwortungsvolle Aufgaben vom Serviceleiter bis hin zum Ausbildungsbeauftragten – inklusive AdA-Schein.

Fachwirt im Gastgewerbe (IHK)

Während Meisterkurse den fachpraktischen Weg stärken, führt der Fachwirt im Gastgewerbe stärker in die kaufmännische Richtung. Sandra Warden vom DEHOGA nennt ihn „eine hervorragende Möglichkeit, sein Fachwissen zu erweitern und sich auf leitende Aufgaben vorzubereiten“.

Typische Inhalte:

Für Aufgaben in Verwaltung, Direktionsassistenz oder kleinen Betrieben mit breitem Verantwortungsprofil ist der Fachwirt häufig der beste „Allrounder-Titel“. Die Voraussetzung: abgeschlossene Ausbildung plus 1–2 Jahre Berufserfahrung.

Warum diese Wege sich lohnen

Für Gastronomen und Hoteliers bringen Meister und Fachwirte klare Vorteile:

Ein Hotelier bringt es in einem O-Ton auf den Punkt: „Ich investiere gerne in die Meisterausbildung. Kurzfristig kostet es Geld, langfristig habe ich dafür eine Führungskraft im Haus, die meinen Betrieb in- und auswendig kennt.“

Mehr Informationen liefert die DEHOGA-Übersicht zu Weiterbildungen:

https://www.dehoga-bundesverband.de/aus-weiterbildung/weiterbildungen/

3. Spezialisten gefragt: Sommelier, Diätkoch & Co.

Neben den großen Aufstiegsfortbildungen wächst die Nachfrage nach Spezialisten. Gäste sind anspruchsvoller geworden, Ernährung ist vielfältiger – und Betriebe, die Expertise bieten, profitieren.

Sommelier (IHK/WSET)

Der Sommelier gehört zu den prestigeträchtigsten Abschlüssen in der Gastronomie. Neben Fachwissen zu Weinbau und Sensorik geht es um Food-Pairing, Einkauf und Beratung. Besonders in der gehobenen Gastronomie ist der Titel ein Karrierebeschleuniger. Eine Übersicht der Ausbildungswege findet sich bei Hotelmanagement-Studieren.de:

https://www.hotelmanagement-studieren.de/weiterbildung/gastronomie/

Diätkoch (IHK)

Allergien, Unverträglichkeiten, Food-Trends – hier wächst der Bedarf rasant. Ein Diätkoch erstellt individuelle Speisepläne, kennt Nährwerte und besondere Kochverfahren. In Wellnesshotels und Gesundheitseinrichtungen ist diese Qualifikation ein Türöffner. Eine junge Köchin bringt es auf den Punkt: „Der Diätkoch hat mir eine Nische eröffnet, die bei uns extrem gefragt ist.“

Barmeister (IHK)

Die Bar erlebte in den letzten Jahren eine kleine Renaissance. Ein Barmeister kombiniert Mixologie mit Kalkulations- und Managementkompetenzen. Für Hotelbars, gehobene Restaurants und trendige Urban-Locations ein strategischer Mehrwert.

4. Der Weg ins Management: Betriebswirt & Studium

Wer die Managementebene anstrebt, findet mehrere praxisnahe und akademische Wege.

Staatlich geprüfter Gastronomiebetriebswirt / Hotelbetriebswirt

Diese Abschlüsse werden meist an Hotelfachschulen erworben – in ein- bis zweijährigen Vollzeitkursen oder berufsbegleitend. Die Schwerpunkte liegen auf:

Damit eignen sich die Titel ideal für angehende Betriebsleiter oder F&B Manager.

F&B Manager (Food & Beverage)

Diese Rolle ist vor allem im Hotelbereich zentral. F&B Manager verantworten Einkauf, Budget, Mitarbeiter und Qualität im umsatzstärksten Bereich des Hauses. Die Position setzt meist fundierte praktische Erfahrung plus Weiterbildung in Betriebswirtschaft voraus.

Akademisches Studium

Ein Bachelor-Abschluss – z. B. in Hotel Management oder Hospitality Management – eröffnet zusätzliche Karrieremöglichkeiten, etwa in internationalen Ketten oder Konzernzentralen. Viele Programme werden dual angeboten, was Praxisnähe mit wissenschaftlichem Wissen verbindet.

Weitere Infos zu berufsbegleitenden und akademischen Wegen:

https://www.ist.de/tourismus-und-hospitality/weiterbildung-gastronomie

Hinweis: Diese Wege beziehen sich primär auf Deutschland. In Österreich (z. B. WIFI, Fachakademien) und der Schweiz (z. B. HotellerieSuisse, Hotelfachschulen) gibt es äquivalente Qualifizierungsmodelle.

5. Finanzierung: Wer soll das bezahlen?

Gute Nachrichten: Weiterbildung ist in Deutschland stark gefördert. Viele Kurse kosten mehrere tausend Euro – aber selten muss man diese allein tragen.

Aufstiegs-BAföG (früher Meister-BAföG)

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie den Lebensunterhalt bei Vollzeitkursen. Teile des Zuschusses sind geschenkt, der Rest besteht aus zinsgünstigen Darlehen. Informationen finden Sie über die Suchanfrage „Aufstiegs-BAföG Konditionen 2024/2025“.

Weiterbildungsstipendium

Für besonders talentierte und junge Absolventen (unter 25 Jahre, sehr guter Abschluss) gibt es das Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung (SBB). Es unterstützt eine Vielzahl von Kursen – vom Meister bis zum Sommelier.

Unterstützung durch Arbeitgeber

Viele Betriebe leisten ihren Beitrag: Sie übernehmen Teil- oder Vollkosten, stellen frei oder garantieren flexible Schichtmodelle. Oft geschieht das in Verbindung mit einer Verpflichtung, nach Abschluss noch eine gewisse Zeit im Betrieb zu bleiben. Für beide Seiten ein Win-win-Modell.

Fazit / Ausblick

Weiterbildung ist im Gastgewerbe längst kein „Nice to have“, sondern der Schlüssel zu Karriere, Mitarbeiterbindung und professionellem Management. Ob Meister, Fachwirt, Sommelier oder Betriebswirt – die Auswahl ist groß, die Perspektiven sind hervorragend. Die Branche erwirtschaftet rund 59,5 Milliarden Euro netto pro Jahr, und qualifizierte Führungskräfte werden überall gesucht.

In den kommenden Jahren wird der Wettbewerb um Talente weiter steigen. Wer jetzt aktiv in Entwicklung investiert – für sich selbst oder seine Mitarbeitenden – sichert sich einen spürbaren Vorteil. Beginnen Sie heute mit der Planung, dann ist der nächste Karriereschritt bereits greifbar nahe.

Kurz-Check für Ihren Betrieb

Wenn Sie hier mindestens einmal nicken mussten, lohnt es sich, das Thema Weiterbildung direkt anzugehen. Sie werden überrascht sein, wie schnell sich die Investition bezahlt macht.

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