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Guide Michelin 2025: Rekord-Sterne trotz Branchenkrise – Die Gewinner & Verlierer

Der Guide Michelin feiert sein 125-jähriges Jubiläum – und Deutschland schenkt ihm ein Rekordjahr: 341 Sternerestaurants, so viele wie noch nie. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie hart die Branche aktuell mit Kostenexplosion, Fachkräftemangel und Mehrwertsteuer-Rückkehr zu kämpfen hat. Was bedeuten die neuen Sterne für die gastronomische Realität im Jahr 2025? Und welche Trends zeichnen sich für Gastronomen und Hoteliers ab?

1. Einleitung: Sterneregen in Frankfurt

Stellen Sie sich vor, Sie betreten das Gesellschaftshaus Palmengarten in Frankfurt: Blitzlichtgewitter, erwartungsvolle Gesichter, ein Hauch Nervenkitzel in der Luft. Genau hier hat der Guide Michelin 2025 sein großes Jubiläum gefeiert – und die deutsche Gastronomie durfte sich über einen gewaltigen Sterneregen freuen.

Trotz wirtschaftlicher Belastungen bleibt die Botschaft eindeutig: Die Spitzengastronomie zeigt eine beeindruckende Widerstandskraft. 341 Sternerestaurants – ein historischer Höchststand. Und das in einem Jahr, in dem viele Häuser ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Der internationale Michelin-Direktor Gwendal Poullennec brachte es auf den Punkt: „Manchmal erkennt die deutsche Gastronomie nicht, wie stark sie wirklich ist.“

Das passt zur Stimmung der Veranstaltung: Stolz, aber auch Demut. Denn jeder Stern ist heute härter erkocht denn je – und für Gastronomen ein klares Zeichen, dass konsequente Qualität und Positionierung selbst in schweren Zeiten tragen können.

2. Der Olymp wächst: Zwei neue 3-Sterne-Häuser

Es war das große Raunen des Abends: Zum ersten Mal seit 2008 steigen gleich zwei Restaurants in die absolute Spitzenliga der Drei-Sterne-Häuser auf. Und es sind zwei Konzepte, die kaum unterschiedlicher sein könnten – und gerade deshalb zeigen, wie vielfältig Deutschlands Küchenspitze geworden ist.

Da ist zum einen Christoph Rüffer vom „Haerlin“ in Hamburg. Seine Küche steht für klassische Perfektion, präzise Aromensetzung und eine beeindruckende Balance exzellenter Produkte. Wer dort isst, spürt eine Hand, die Ruhe und Finesse ausstrahlt – ein Paradebeispiel dafür, wie zeitlos Top-Gastronomie sein kann.

Auf der anderen Seite glänzt Tohru Nakamura mit dem „Tohru in der Schreiberei“ in München. Japanische Inspiration trifft auf französische Klassik – und beides fügt sich zu einer Handschrift, die unverkennbar Nakamura ist. Sein Stil ist weltoffen, klar strukturiert und dennoch voller emotionaler Momente.

Für Hamburg und München ist diese Doppel-Auszeichnung mehr als Ehre: Sie unterstreicht die Rolle beider Städte als kulinarische Hotspots. Und für den Rest der Branche zeigt sie, dass Spitzenküche auch in einem schwierigen Marktumfeld möglich bleibt – wenn sie konsequent gedacht und sauber geführt wird.

3. Die Aufsteiger: 2 Sterne und neue 1-Sterne-Talente

Unterhalb des Gipfels geht die Bewegung genauso spannend weiter. Fünf neue Zwei-Sterne-Häuser zeigen, dass Exzellenz auch jenseits der Metropolen entsteht – teils sogar weit abseits.

Allen voran Robin Pietsch vom „Pietsch“ in Wernigerode, der in Sachsen-Anhalt den zweiten Stern erkocht hat. Ein bemerkenswerter Schritt für eine Region, die gastronomisch eher selten im Rampenlicht steht. Pietschs Team durfte sich gleich doppelt freuen – dazu später mehr. Auch Martin Stopp („Atama by Martin Stopp“, St. Ingbert) war sichtlich überrascht vom Erfolg: „Vorher herrschten bei uns eher Zweifel als Hoffnung“, so sein spontaner Kommentar nach der Verleihung.

Weitere neue Zwei-Sterne-Adressen sind:

Doch die eigentliche Breite der Bewegung zeigen die 30 neuen Ein-Stern-Häuser. Sie stehen für junge Teams, moderne Konzepte und eine neue Generation, die sich an „Casual Fine Dining“ orientiert. Zugänglicher, informeller, aber handwerklich top. Darunter etwa das „Pars“ in Berlin, das „SchwarzGold“ in Dortmund oder das „Heiderand“ in Dresden.

Für Gastronomen ist diese Entwicklung ein klares Signal: Gäste lieben Spitzenqualität, aber sie suchen immer öfter einen lockereren Rahmen – und viele der neuen Sterne zeigen genau diesen Weg.

4. Grüne Sterne & Special Awards

Neben den klassischen Sternen hat sich der Grüne Stern endgültig etabliert – und bleibt ein echtes Zukunftsthema der Branche. 14 neue Häuser tragen nun die Auszeichnung für nachhaltiges Arbeiten, insgesamt sind es 80 in Deutschland. Kriterien wie Saisonalität, klare Lieferketten, regionale Kreisläufe oder Abfallvermeidung spielen dabei zentrale Rollen.

Neue Beispiele wie „Glorie“ in Hamburg oder „June“ in Übersee zeigen, dass Nachhaltigkeit längst nicht mehr nur Beilage, sondern ein vollwertiges Konzept ist. Michelin-Direktor Poullennec formulierte es so: „Der Grüne Stern zeigt, dass Spitzenküche und Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft sich nicht ausschließen.“

Spannend für Gastronomen sind auch die Sonderpreise, die Menschen und Teams sichtbar machen, die oft im Hintergrund arbeiten:

Diese Awards unterstreichen, dass Spitzenküche Teamarbeit ist – ein wichtiges Signal an alle Betriebe, die gerade händeringend nach Fachkräften suchen.

5. Die Kehrseite: Wer Sterne verlor

Zu jedem Höhenflug gehört ein Realitätscheck. 31 Restaurants haben ihren Stern verloren – deutlich mehr als in manchen Vorjahren. Doch wichtig ist: Nur selten lag es an mangelnder Qualität. Meistens ging es um Geschäftsaufgaben, Umzüge oder konzeptionelle Neuaufstellungen.

Prominente Beispiele:

Diese Verluste zeigen, wie volatil die Branche ist. Die wirtschaftliche Realität bleibt hart – Personalbedarf, Kosten- und Steuerdruck sind Marken, die selbst Top-Küchen schwer tragen können. Ein Branchenkenner formulierte es treffend: „Dass wir trotz Mehrwertsteuererhöhung und Kostenexplosion einen neuen Sternerekord feiern, grenzt an ein Wunder und zeigt den Kampfgeist der Branche.“

Fazit & Ausblick

Der Guide Michelin 2025 zeigt ein spannendes Bild: Die Qualität der deutschen Spitzengastronomie wächst weiter – und das trotz eines Marktumfelds, das vielen Betrieben alles abverlangt. Die Zahl der Sterne steigt, die Vielfalt nimmt zu, und gerade der Nachwuchs setzt mutige Akzente. Gleichzeitig verdeutlichen die vielen Streichungen, wie sensibel das wirtschaftliche Gleichgewicht bleibt.

Für die kommenden Jahre ist zu erwarten, dass sich Trends wie Casual Fine Dining und Nachhaltigkeit weiter verstärken. Wer heute klar positioniert ist, sein Team stärkt und flexibel auf Marktveränderungen reagiert, wird von diesem Wachstum profitieren.

Wenn Sie jetzt konsequent an Ihrem Profil arbeiten – ob mit regionalen Lieferketten, innovativem Service oder einem klaren kulinarischen Konzept – sind Sie Ihrer Konkurrenz bereits einen Schritt voraus.

Kurz-Check für Ihren Betrieb

(Ende des Artikels)

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