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Internorga 2025: Sushi-Dogs, KI-Spüler und die Rückkehr der Emotionen

Die Internorga 2025 hat gezeigt, wie stark die Branche zwischen Hightech-Effizienz und emotionalen Gäste-Erlebnissen pendelt. Von Sushi-Dogs über KI-gesteuerte Spültechnik bis zu „Emotions are Key“ – die Messe bot Orientierung im Trenddschungel. Was davon taugt wirklich für den Betriebsalltag? Ein Rundgang für alle, die keine Zeit hatten, selbst nach Hamburg zu fahren.

# Internorga 2025: Sushi-Dogs, KI-Spüler und die Rückkehr der Emotionen

## 1. Aufbruchsstimmung in Hamburg

Wenn Sie Mitte März durch die Hamburger Messehallen schlenderten, spürten Sie es sofort: Diese Internorga war anders. Keine Spur von Krisenmüdigkeit – eher ein kräftiger Energieschub. Rund 1.200 bis 1.300 Aussteller und geschätzte 80.000 bis 85.000 Besucher drängten sich durch die fünf Messetage vom 14. bis 18. März. Ein beeindruckender Andrang, der zeigt, wie sehr die Branche nach Orientierung und Austausch sucht.  

Unter dem Motto „Wo Trends laufen lernen“ präsentierten Start-ups, etablierte Marken und internationale Player ihre Neuheiten – oft mit echtem Innovationsgeist. Matthias Balz, Director der Internorga, brachte die Stimmung auf den Punkt: „Unsere Ausstellenden haben es als Einladung verstanden – Produktpremieren, Innovationen und Neuheiten präsentierten sich in einer noch nie dagewesenen Vielfalt.“ Auch Christian Strootman, Vorsitzender des Messebeirats, registrierte eine „sehr gute Stimmung“ und sprach von einem deutlichen Schritt nach vorn.

Für Gastronomen und Hoteliers bedeutet das: Die großen Themen – Fachkräftemangel, steigende Kosten, Bürokratie – sind nicht verschwunden, aber der Blick richtet sich wieder nach vorne. Die Frage ist nur: Welche der vielen Trends taugen wirklich für Ihren Betrieb?

## 2. Food-Trend 1: Der „One-Hand-Snack“

Stellen Sie sich eine Gruppe junger Gäste vor, die mit einer Hand essen und mit der anderen auf dem Smartphone swipen. Genau für dieses Verhalten entstand ein Trend, der auf der Messe allgegenwärtig war: der „One-Hand-Snack“. Trendforscherin Karin Tischer beschreibt ihn als direkte Antwort auf das mobile Essverhalten der Gen Z und Gen Alpha.

Sushi Dogs – eine Mischung aus Sushi und Hot Dog – waren einer der Stars des FoodZoom-Bereichs. Praktisch wie ein Streetfood-Klassiker, aber frisch und leicht wie Sushi. Daneben sah man kreative Alternativen wie dreieckige Pommes, die nicht nur auffallen, sondern tatsächlich Vorteile bieten: Sie sind stabiler, lassen sich besser dippen und wirken moderner als die Standardschnitte.  

Für alle Betriebe, die im To-Go- oder Snackgeschäft unterwegs sind, steckt in diesem Trend echtes Potenzial:  
- Gerichte müssen gut transportierbar sein.  
- Snacks sollen gesund wirken, aber dennoch unkompliziert zu essen sein.  
- Alles muss „Instagrammable“ aussehen – denn das Smartphone ist immer dabei.

Wer bisher nur klassische Sandwiches und Bowls zum Mitnehmen bietet, könnte mit einem Signature-Snack im One-Hand-Format neue Gästegruppen anziehen.

## 3. Food-Trend 2: Plant-based 2.0 & Hybride

Der zweite große Block auf der Messe: pflanzliche Proteine – aber in einer neuen Phase. Plant-based 2.0 verabschiedet sich von der Idee, Fleisch komplett kopieren zu müssen. Statt Soja und Importwaren dominierten heimische Zutaten wie Erbsen, Lupinen oder Sonnenblumenprotein. Sie gelten als nachhaltiger und bieten geschmacklich neue Möglichkeiten.  

Auch die Hybrid-Ansätze fanden viel Beachtung: Produkte, die Fleisch mit pflanzlichen Komponenten kombinieren. Ideal für Flexitarier, die ihren Konsum reduzieren wollen, ohne auf Vertrautes zu verzichten. Gerade für Kantinen, Betriebsrestaurants und Hotels kann dieser Mittelweg ein Türöffner sein – deutlich weniger Erklärungsbedarf, niedrigere Hürden bei der Akzeptanz.

Die Fermentation spielte ebenfalls eine große Rolle. Von Kimchi und Miso über neuartige fermentierte Gemüsezubereitungen bis hin zu pflanzlichen Aufstrichen: Die Aussteller zeigten, dass Fermentation Geschmacksintensität schafft, die pflanzlichen Gerichten oft gefehlt hat.  

Ein Beispiel aus den Messehallen zeigte den Zeitgeist besonders gut: Verrano, Gewinner des Zukunftspreises, überzeugte mit pflanzlichem Aufschnitt aus Wurzelgemüse wie Steckrübe und Sellerie. Kein Fleischimitat, sondern ein eigenständiges Produkt – genau das wird für viele Gäste zunehmend attraktiv.

## 4. Technik: KI als neuer Mitarbeiter

Kaum ein Thema wurde so intensiv diskutiert wie KI. Was vor ein paar Jahren nach futuristischer Spielerei klang, wird nun zur handfesten Ressource im Kampf gegen den Fachkräftemangel – laut Internorga-Direktion weiterhin die größte Herausforderung der Branche.

Im neuen AI Center war der Andrang entsprechend groß. Besonders im Rampenlicht: Hobarts KI-gestützte Spülmaschine. Sie passt ihre Prozesse selbst an, erkennt, welche Körbe wie schmutzig sind, und optimiert Temperatur und Spüldauer. Das spart nicht nur Personalzeit, sondern auch Energie und Wasser. Kein Wunder, dass Hobart dafür den Zukunftspreis erhielt.

Daneben boomten Tools, die Dienstplanung und Prognosen per KI verbessern. Einige Lösungen analysieren historische Daten, Wetter, Events und sogar lokale Besonderheiten und schlagen dann Schichten vor – hilfreich besonders für Betriebe mit stark schwankenden Frequenzen.  

Robotik war ebenfalls präsent: Serviceroboter, die Teller transportieren, Reinigungsroboter für große Flächen oder smarte Vending-Systeme, die rund um die Uhr frische Snacks ausgeben. Viele Gastronomen sahen hier nicht mehr das kuriose Gimmick – die Systeme wirken zunehmend ausgereift.

Für Ihren Betrieb könnte die Frage lauten: Welcher Arbeitsbereich frisst am meisten Zeit, bringt aber wenig emotionale Wertschöpfung? Genau dort kann KI oder Robotik ansetzen – vom Spülen bis zum Prepping oder von der Reinigung bis zum Vending.

## 5. Atmosphäre & Table Top: „Emotions are Key“

Trotz all der Technologie war ein Gegentrend sehr klar zu spüren: Emotion wird wichtiger denn je. Gäste suchen Erlebnisse, die Lieferdienste nicht ersetzen können. Das zeigte sich im großen Table-Top-Bereich, insbesondere am 40 Meter langen Skywalk Table, der die Trends von BHS und Zwiesel eindrucksvoll inszenierte.

Hier dominierte eine klare Botschaft: Das Auge isst mit – und das Smartphone fotografiert mit. Naturtöne, strukturierte Oberflächen, Glas in warmen Nuancen und handwerklich wirkende Formen prägten viele Designs. Gleichzeitig bleibt Storytelling zentral: Gäste wollen wissen, woher das Essen kommt und welche Idee dahintersteckt.

Auch beim Interior zeigt sich der neue Mix: Instagram-tauglich, aber bitte gemütlich. Zu kalt und steril funktioniert nicht – Wohlfühlfaktor schlägt Minimalismus. Für viele Betriebe heißt das: Mit überschaubaren Investitionen in Geschirr, Beleuchtung und kleine Deko-Elemente lässt sich der Erlebnischarakter deutlich steigern.

## Fazit: Mut zur Veränderung

Die Internorga 2025 hat einen roten Faden gezogen: Die Zukunft liegt in der Balance. Automatisierung löst spürbare Probleme im Alltag, während Gäste gleichzeitig emotionale, handfeste Erlebnisse erwarten. Wer sich beides zutraut, wird die kommenden Jahre deutlich entspannter meistern.

Ob One-Hand-Snack, KI-Spüler oder Table-Top-Trend – Innovation lohnt sich dort, wo sie entweder Arbeit spart oder den Gast positiv überrascht. Die Messe hat gezeigt, dass genau diese Kombination machbar ist. Wenn Sie jetzt prüfen, welche Neuerungen konkret zu Ihrem Betrieb passen, sind Sie Ihrer Konkurrenz schon einen Schritt voraus.

### Kurz-Check für Ihren Betrieb

- Welchen Arbeitsbereich könnten Sie mit KI oder Robotik entlasten?  
- Welche pflanzlichen oder hybriden Optionen würden Ihre Gäste wirklich annehmen?  
- Wo lässt sich mit kleinem Aufwand ein emotionaler Mehrwert schaffen – etwa durch neues Tableware oder Storytelling?

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